12 Stunden links herum und links herum und links herum...

Warum tut man sich das an, 12 Stunden alleine auf einer 200 m langen Holzbahn im Kreis zu fahren? Diese Frage ist mir bei meinem 12 Stunden-Weltrekordversuch auf der Radrennbahn in Öschelbronn mehr als einmal durch den Kopf gegangen. Offenbar hatte ich bei der Anmeldung meines Rekordversuchs bei der WRRA, dem Verband für Liegeradsport, vergessen (oder verdrängt), was es bedeutet, über einen so langen Zeitraum sportliche Leistung zu bringen. Natürlich habe ich mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie weit ich fahren kann, wann ich Pause machen werde und wie lang. 500 km waren als Distanz angepeilt, geplant war ein kurzer Stopp (maximal eine Minute) nach sechs Stunden, um Reiskuchen und Sportgetränk nachzufüllen. Aber die Langstrecke hat ihre eigenen Gesetze...

Vom Start weg ging es sehr gut los. Ich konnte die Geschwindigkeit fahren, die ich mir im Vorfeld ausgerechnet hatte. Nach drei Stunden hatte ich einen Schnitt von 44,2 km/h. Leider begann zu diesem Zeitpunkt auch mein Magen zu rebellieren. Was das bedeutet wusste ich von bisherigen Langstreckenerfahrungen. Der Tank läuft leer und der Motor geht aus. Rien ne va plus. Den kurz bevorstehenden 100 Meilen Rekord vor Augen bin ich noch weiter Runde um Runde gefahren. Nach 3:39 h hatte ich den Rekord in der Tasche – welch Balsam für die geschundene Psyche. Die Hoffnung keimte auf, dass die Magenprobleme vielleicht doch nicht so schlimm waren. Aber die nächsten Runden schlug die Übelkeit wieder zu, so dass ein zusätzlicher Stopp erforderlich war, bei dem ich neben dem Rad etwas essen musste. Danach ging es wieder auf Rad, auf der Jagd nach dem nächsten Rekord. Das Essen hatte gut getan, die Magenbeschwerden sind aber geblieben. Daher kam mir die Jagd eher wie ein Elefantenrennen vor. Da mein Magen die Nahrungsaufnahme bei Belastung vollständig verweigerte, fasste ich den Entschluss, auf dem Sechs Stunden Rekord zu fahren und danach aufzuhören. Nach sechs Stunden hatte ich immer noch einen Schnitt von 41,3 km/h und damit auch einen neuen Weltrekord aufgestellt. Ich war allerdings auch völlig fertig, die Übelkeit und der Nahrungsmangel machten mir so sehr zu schaffen, dass ich vom Rad gehoben werden musste. Während ich etwas zu essen in mich reinstopfte (oder besser, es in mich reingestopft wurde), wurde ich mit sanften Nachdruck von meinen Unterstützern bearbeitet, doch wieder aufs Rad zu steigen. Mir wurde vorgerechnet, dass ich weit über der Marschtabelle für den bestehenden Zwölf Stunden Rekord lag. Nach einer guten halben Stunden haben sie mich dann wieder aufs Rad gesetzt. Ich habe dann das Tempo viel niedriger angeschlagen, um möglichst wenig Kalorien zu verbrauchen und so weniger Essen zu müssen. Das Ziel, die 500 km zu knacken, war sowieso nicht mehr zu erreichen, jetzt ging es nur noch darum, sich am aktuellen Weltrekord zu orientieren (410 km). Dabei ging es mir dann wieder viel besser, die Übelkeit ließ nach. Offenbar machten meiner Verdauung die Fliehkräfte auf der kurzen Bahn über 40 km/h Probleme. Das hieß also, langsamer fahren, um den Magen zu schonen. Motiviert durch nachlassende Übelkeit konnte ich, nach einer weiteren kurzen Pause, nach 10 Stunden und 45 Minuten den bestehenden Weltrekord egalisieren. Das beflügelte, noch bis zum Ablauf der zwölf Stunden weiter zu fahren. 461,156 km war schlussendlich die gesamte gefahrene Strecke. Damit habe ich zwar mein persönliches Ziel deutlich verfehlt, aber in Anbetracht der Umstände war ich dennoch überglücklich, diesen hart erkämpften Rekord erreicht zu haben. Dass ich zum Schluss noch Runden mit über 50 km/h Schnitt gefahren bin, zeigt aber auch, da ist noch Luft nach oben.

Ohne mein Team (meine Frau und meine Eltern) und ohne die Observer (Edgar und Arnold) hätte ich das nicht durchziehen können. Danke, dass ihr mich immer und immer wieder motiviert habt, Runde um Runde unter die Räder zu nehmen. Und natürlich vielen Dank auch an alle, die der sinnlosen Fahrerei im Kreis mehr Sinn gegeben haben, indem sie für den Kinderschutzbund in Schifferstadt und für die Aktion Steilkurve aus Öschelbronn gespendet haben.

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